Vorbereitungsbericht 29. Juni 2017

Ich habe schon sehr früh angefangen Blogs von momentanen und ehemaligen Freiwilligen zu lesen um erste Eindrücke zu bekommen und nachdem ich wusste, dass ich nach Kambodscha gehen werde, insbesondere von Freiwilligen in Kambodscha. Besonders hilfreich war mir dabei das Buch Kulturschock Kambodscha, das Internet, Erfahrungen von Leuten die schon einmal in Kambodscha waren und Artikel im Internet, sehr interessant fand ich auch den Artikel „mit kolonialen Grüßen“ und die Seite des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Ich kannte die Kulturschock-Reihe schon und finde sie sehr hilfreich um einen Überblick zu erlangen und einiges besser zu verstehen. Ich habe mit einer Freiwilligen geredet die vor 2 Jahren bei meinem Einsatzplatz tätig war und konnte so schon einiges über meine Aufgaben lernen. Ich habe viel Kontakt zu einer anderen Freiwilligen von Brot für die Welt, welche auch nach Kambodscha geht und ich während des Auswahlwochenendes kennengelernt habe. Dadurch konnten wir uns über Fragen und neu erlangtes Wissen austauschen und bei Zweifeln oder Sorgen konnte ich mich immer an sie wenden. Ich habe auch einer Freundin die momentan einen entwicklungspolitischen Freiwilligendienst in Afrika macht, viele Fragen stellen können und mir Tipps einholen. Außerdem konnte ich Simon viele Fragen stellen und hatte ein wenig E-Mail-Kontakt mit Personen meiner Einsatzstelle.

 

Ich habe ein wenig zu spät angefangen mich um den Aufbau meines Unterstuetzendenkreises zu kümmern und ich würde jedem raten möglichst früh damit anzufangen, weil die Zeit wie im Flug vergeht.  Ich habe Verwandte und Freunde der Familie darauf angesprochen, ob sie mich bei meinem Freiwilligendienst unterstützen wollen, und Firmen aus der Umgebung. Ich habe aber auch immer darauf hingewiesen, dass sie nicht unbedingt viel Geld spenden müssen um mich bei meinem Vorhaben zu unterstützen und habe ihnen den Namen meines Blogs gegeben. Außerdem konnte ich ein wenig Geld durch Straßen Musik sammeln und durch den Verkauf von selbstgemachten Postkarten. Ich will regelmäßig Blog Einträge hochladen und falls sich die Gelegenheit ergibt auch kurze Videos machen.

Meine Partnerorganisation ist das Salvation Centre Cambodia. Sie haben ihren Sitz in Phnom Penh, Battambang und Siem Reap. Es ist 1994 entstanden, mit der Idee von buddhistischen Mönchen Aufklärungsarbeit für HIV und AIDS zu leisten. Neben Aufklärungsarbeit und Bildung unterstützt SCC von der Krankheit betroffene Familien und die Ärmsten des Landes, um ihnen ein Leben in Würde und Freiheit zu ermöglichen. Außerdem wurde ein basik Bildungsprogramm aufgebaut, für Kinder als Ergänzung neben der öffentlichen Schule und für die, die nicht zu öffentlichen Schulen gehen können.
Ich werde hauptsächlich in der Schule arbeiten und dort Englisch unterrichten und helfe ebenfalls den Mitarbeitenden mit ihrem Englisch. Ich biete kreative Kurse an und Freizeitaktivitäten an. Außerdem unterstütze ich bei Bürotätigkeiten und gehe mit zu Haus- und Feldbesuchen mit Mitarbeitenden.


SCC wird von Folgenden Organisationen unterstützt: Brot für die Welt, CAFOD, Intervida, KHANA, ACR, ICCO und TROCAIR.

Ich kann in letzter Zeit kaum fassen, wie kurz die Zeit bis zum Abflug nur noch ist und wie schnell sie vermutlich verfliegen wird. Ich habe sehr gemischte Gefühle über das zukünftige Jahr, ich bin auf der einen Seite total aufgeregt, glücklich, dankbar und gespannt, aber ich habe auch ein wenig bammel und frage mich manchmal warum ich mich nochmal für sowas entschieden habe. Im Endeffekt überwiegen aber die Freude und die positiven Gefühle und ich freue mich auch auf die Herausforderung und darauf viel neues lernen zu können und neue Freundschaften zu schließen. Ich hoffe außerdem nicht zu große Schwierigkeiten mit der Sprache  Khmer zu haben, sie schüchtert mich ein wenig ein, weil sie so komplett anders ist als die Sprachen, die ich bereits spreche. Aber ich bin der Meinung, dass es sehr wichtig ist die Sprache zu lernen, wenn man sich für längere Zeit in einem Land befindet.

Ich werde insbesondere in der Schule tätig sein und Englisch unterrichten und würde aber auch gerne kreative Aufgaben übernehmen und außerschulische Aktivitäten machen. Ich hoffe, dass ich mich mit der Zeit gut ein integrieren kann und ein fester Bestandteil der Arbeit dort werde und ich würde gerne das Gefühl haben auch wirklich etwas zu tun zu haben, nicht alleine gelassen zu werden, ich würde mir gerne Vertrauen erarbeiten können und ein Teil des Teams werden.


Ich bin mir unsicher inwiefern ich so gut mit den ganz kleinen Kindern umgehen kann und kann mir vorstellen dabei am Anfang ein wenig überfordert zu sein, aber denke auch, dass man an Aufgaben, die einem am Anfang nicht so leicht erscheinen gut wachsen kann. Ich hoffe, dass ich nicht zu ungeduldig sein werde und gute Beziehungen aufbauen kann. Was mir außerdem Bedenken bereitetet ist, dass ich in viele Fettnäpfchen treten werde und ausversehen Tabus breche oder mich nicht angemessen gegenüber den Mönchen oder anderen Menschen verhalte, einfach weil ich es vergesse oder nicht weiss, wie es richtig geht.

Auf meinen Einsatzplatz habe ich mich vorbereitet, indem ich mir Sachen über den Buddhismus durchgelesen habe und probiert habe der Religion näher zu kommen und dadurch, dass ich mich weiter über HIV und AIDS informiert habe und versuche mein Englisch noch ein wenig aufzubessern, viel Englisch zu reden und auch zu überlegen was die Regeln der Sprache waren.

Als Hintergrundwissen, was mir helfen kann während meines Freiwilligendienstes würde ich zählen, dass man über Tabus in Kambodscha Bescheid weiß, beispielsweise, dass man den Kopf anderer Personen nicht berühren darf, weil er als heilig gilt, oder die Füße, weil sie als unrein gelten und in der Hierarchie weit unten stehen. Ich denke es ist außerdem von Vorteil bereits ein wenig über die Hierarchien zu wissen, weil man das Prinzip aus Deutschland nicht unbedingt so kennt. In Kambodscha hat jedes der Dinge einen Platz in einer Hierarchie obwohl diese Hierarchie in den großen Städten nicht mehr so präsent ist, wie auf dem Lande. In Bezug auf die Hierarchien ist besonders auf die Wortwahl und Körperhaltung in Gesprächen und bei Begrüßungen zu achten. Zu den Tabus gehört beispielsweise auch, dass eine Frau keinen Mönch berühren darf und sich im Bus nicht neben einen setzen sollte. Man sollte außerdem  in der Öffentlichkeit keine Zärtlichkeiten auszutauschen oder sich zu küssen, enger Körperkontakt und Berührungen zwischen zwei Geschlechtern sind auch Tabu.

 

Wichtig um die Gesellschaft zu verstehen, aber auch insbesondere wichtig für meine Arbeit ist der Buddhismus. Der Buddhismus ist die größte Glaubensrichtung in Kambodscha und die Kinder werden in die Religion hineingeboren. Man hinterfragt sie nicht und betreibt keine Quellenkritik. In der Zeit der Roten Khmer wurden viele Mönche verfolgt und umgebracht. Das Ziel der Lehre Buddhas ist das Aufheben des Leidens. Wer die strenge Lehre Buddhas befolgt wird nicht wiedergeboren und kommt nach dem Tod ins Nirwana, was als ein Zustand eines hohen Friedens angesehen wird. Die meisten Kambodschaner streben nicht das Nirwana an, sondern nach der Wiedergeburt ein besseres Leben. Es gibt verschiedene Gebote und es kommt darauf an, wie streng die Gebote genommen werden, wieviel Karma man sammelt. Man kann den Buddhismus je nach Situation und persönlicher Veranlagung recht unterschiedlich aufnehmen und praktizieren.
Die Buddhistischen Mönche stehen sehr weit oben in der Hierarchie, haben ein hohes Ansehen und müssen 227 Ordensregeln einhalten. Der Buddhismus ist eine sehr tolerante Religion und Nicht-Buddhisten müssen sich in nichts einschränken.

 

Außerdem sind historische Ereignisse wichtig um die heutigen Umstände zu verstehen. Im Jahre 1970 gab es einen Putsch durch den General Lon Nol und es brach ein Krieg aus. 1972 gab es in den Lon-Nol-Gebieten die Verkündigung der Verfassung der Republik Khmer und bei den Parlamentschaftswahlen wurde Lon Nol als neuer Staatschef gewählt. Aufgrund Flaechenbombardements durch amerikanische Flugzeuge wurden Fluechtlingsmassen nach Phnom Penh und in andere große Städte gedrängt, weshalb sich die Versorgungssituation drastisch verschlechterte. Am 17. April 1975 starb die Republik Khmer durch den Einmarsch der Truppen von Pol Pot, welcher bereits lange Zeit im Untergrund gearbeitet hat und sich vorbereitet hat. Seine Befreiungsbewegung wurde als Rote Khmer bezeichnet. Unter der Regierung der Roten Khmer wurde die alte Gesellschaft komplett abgeschafft und in ein Neuvolk und Altvolk unterteilt, welche nicht untereinander heiraten durfte. Alles was an die alte Gesellschaft erinnerte, wie beispielsweise Privateigentum oder Glauben wurden als reaktionär verpönt. Außerdem wurden Kommunen eingeführt in denen gemeinsam gearbeitet und gegessen wurde und Familienmitglieder in unterschiedliche Arbeitslager geschickt wurden. Dadurch wurden Familien auseinandergerissen.
Die Herrschaft der Roten Khmer dauerte vier Jahre an und währenddessen kamen schätzungsweise mehr als eine halbe Millionen Menschen ums Leben, durch Krankheiten, schwere Arbeit und Hunger.
Von Anfang an gab es Widerstand aus den eigenen Reihen. Viele Menschen flohen nach Vietnam und in die Wälder und die Spannungen der Beziehung zwischen Vietnam und dem Demokratischen Kampuchea wuchsen. Die bewaffneten Konflikte erreichten ihren Höhepunkt 1978 und vietnamesischen und Truppen mit Einheiten von aus nach Vietnam geflohenen Kambodschanern starteten eine Offensive gegen die Truppen von Pol Pot. Das Regime fiel am 7. Januar 1979.
Vietnam unterstützte ebenfalls die Kommunisten die im Januar 1979 an die Macht kamen und einen neuen Staat, die Volksrepublik Kampuchea, gründeten. Es folgten darauf jedoch weitere 10 Jahre Krieg, bis zur Unterzeichnung des Pariser Abkommens, als Folge von Friedensverhandlungen.

 

Ein großer Teil der Aufbauprojekte wird durch andere Länder finanziert, beispielsweise durch Japan, Frankreich, Deutschland und NGOs und andere, da der Staat sehr wenig Geld hat. Durch die Entwicklungsarbeit in Kambodscha wird die Regierung unter Druck gesetzt die Staatsverwaltung zu reformieren und Korruption zu bekämpfen.  
Kambodscha hat fast so viel Hilfe enthalten wie kaum eine andere Nation der Welt, mehr als eine halbe Milliarde Dollar jedes Jahr. Seit 11 Jahren wird versucht den zerstörten Staat wiederaufzubauen. Nach der Herrschaft der Roten Khmer waren die Fachkräfte und Intellektuellen des Landes getötet oder ins Exil getrieben. Die Entwicklungszusammenarbeit konzentriert sich momentan auf die Schwerpunkte ländliche Entwicklung und Gesundheit und ist auch verantwortlich für die großen Fortschritte die in Kambodscha erreicht wurden in den letzten Jahren.